Amerika - Land der...

Moderator: Zmokey

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nacht
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Amerika - Land der...

Post by nacht »

Faszinierend was diese Amerikaner so alles in persönlichen Daten ins Netz stellen.
Schön ist die Kartenansicht bei der man alle Straftäter in seiner Umgebung angezeigt bekommt.

http://www.criminalsearches.com/default.aspx

Schau doch gleich mal nach, Kabori.
Dich habe ich übrigens noch nicht gefunden, obwohl du nur mal zu schnell fahren bräuchtest. :clown:

Aber mal ernsthaft, das ist ja der reinste virtuelle Pranger.
*
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Kabori
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Post by Kabori »

Joa, das kann man auch alles auf den offiziellen Seiten nachschlagen, http://www.miamibeachfl.gov in unserem Fall. Hatte letztens auch ein MashUp mit tödlichen Unfällen auf Google-Maps.

Ein Zuckerschlecken ist das hier jedenfalls nicht. Letzte Woche wurde der Boss einer Bekannten erschossen. Er hatte sich beim Nachbarn beschwert, das es zu laut sei. War auch nicht der erste Mord, dieser Art. Ist zwar nicht in der direkten Nachbarschaft, aber hier wird schon mit anderen Bandagen gekämpft.

Bei den Sexualstraftätern wird übrigens kein Unterschied gemacht ob es ein 16-jähriger war, der mit seiner 15-jährigen Freundin erwischt wurde, oder ein 60-jähriger, der sich an Kindern vergangen hat. Naja, andere Kultur und so...
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Bahkauv
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Post by Bahkauv »

http://en.wikipedia.org/wiki/Megan%27s_law

Andere Länder...

Interessant finde ich auch z.B. Schweden, wo jeder die Einkommenssteuererklärung des Nachbarn sehen kann. Würde in D vermutlich mehr Proteste nach sich ziehen als die Offenlegung des Strafregisters ,-)
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Veru
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Post by Veru »

In Italien muss zumindest der Ministerpräsident seine Steuererklärung veröffentlichen. Mich erstaunt es immer wieder, dass Berlusconi das noch nicht geändert hat.

Die Polizei in den USA ist übrigens grundsätzlich verpflichtet, alle Verhaftungen zu veröffentlichen, was durchaus auch einen sinnvollen Hintergrund hat: so kann sie nicht einfach mal jemand heimlich in den Knast stecken und dort sitzen lassen, was ja leider in immer noch zu vielen Ländern übliche Praxis ist.

Eine Menge interessanter Infos über die USA, die so manche Klischees, die man in Deutschland üblicherweise hat, in einem anderen Licht erscheinen lassen gibt es übrigens hier:

http://usaerklaert.wordpress.com/
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Cov
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Post by Cov »

Veru wrote:In Italien muss zumindest der Ministerpräsident seine Steuererklärung veröffentlichen. Mich erstaunt es immer wieder, dass Berlusconi das noch nicht geändert hat.
Aber niemand zwingt ihn die richtige zu veroeffentlichen :D
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Yonder
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Post by Yonder »

Man muss sie ja nicht heymlich in den Knast stecken. Die Amis machen das auch bei hellem Licht vor den Augen der Welt:
Auch wenn ein Militärgericht einen Insassen des US-Gefangenenlagers Guantánamo für unschuldig befinden sollte: Grund zur Freilassung sei dies nicht, sagte ein Sprecher des amerikanischen Verteidigungsministeriums.
Dass Unschuld kein Grund zur Freilassung ist, wirft irgendwie Fragen auf, oder? Ist es nicht hinreichend? Weder notwendig noch hinreichend? Wenn nicht Unschuld, was wäre dann ein Grund? Um zu wirklich zu verstehen, liest man am besten hier weiter:

»Ich habe vergessen, Sie zunächst zu fragen, welche Art der Befreiung Sie wünschen. Es gibt drei Möglichkeiten, nämlich die wirkliche Freisprechung, die scheinbare Freisprechung und die Verschleppung. Die wirkliche Freisprechung ist natürlich das Beste, nur habe ich nicht den geringsten Einfluß auf diese Art der Lösung. Es gibt meiner Meinung nach überhaupt keine einzelne Person, die auf die wirkliche Freisprechung Einfluß hätte. Hier entscheidet wahrscheinlich nur die Unschuld des Angeklagten. Da Sie unschuldig sind, wäre es wirklich möglich, daß Sie sich allein auf Ihre Unschuld verlassen. Dann brauchen Sie aber weder mich noch irgendeine andere Hilfe.«
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Veru
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Post by Veru »

Für Guantanamo gelten eigene Regeln (nämlich quasi garkeine). Aber man sollte sich da als Deutscher nicht zu laut drüber aufregen: vor einiger Zeit wurde bekannt, dass die USA schon vor einer ganzen Weile einen Insassen aus Guantanamo entlassen wollte, aber unter der Bedingung, dass Deutschland ihn aufnimmt (er hatte IIRC vorher auch in Deutschland gewohnt). Deutschland hat dies abgelehnt (Sicherheitsrisiko und so) also blieb der Mann noch eine ganze Weile in Guantanamo.
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HeymlicH
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Post by HeymlicH »

Was hat das mit Deutschland zu tun, Veru? Wir sind doch nicht da, um deren Knackis aufzunehmen.

"Hat eine ganze Weile in Deutschland gelebt" bedeutet nicht, er ist deutscher Staatsbürger.
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Bahkauv
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Post by Bahkauv »

Murat Kurnaz war der fragliche Fall: http://de.wikipedia.org/wiki/Murat_Kurnaz

Türkischer Staatsbürger mit begrenzter Aufenthaltserlaubnis in D. Er ist zwar in D geboren und hat wohl auch den größten Teil seines Lebens hier verbracht, aber ich sehe da auch nicht den zwingenden Grund ihn wieder aufzunehmen.

Jemand, der NACH 9/11 seine islamischen Wurzeln wiederentdeckt und eine Pilgerreise nach Pakisten unternimmt ist, unabhängig von den sicherlich an ihm begangenen Verbrechen, auch ein ziemlicher Schwachkopf.
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Cov
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Post by Cov »

Naja, Schwackköpfigkeit ist ja kein Grund jemand die Einreise zu verweigern, zudem hatte er wohl durchaus Probleme seine Aufenthaltsgenehmigung zu verlängern ;-)
Wenn ich mich richtig erinnere, sitzen in Guatanamo noch ein paar die eigentlich jederzeit freigelassen werden koennten, die nur keine Staatsbürgerschaft mehr haben und kein Land das sie aufnehmen will. Ob da Deutschland eine besondere Bedeutung zukommt, sei mal dahin gestellt, aber irgendwer muss es halt machen.
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Veru
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Post by Veru »

Ich finde es einfach etwas verlogen, sich über Guantanamo aufzuregen, aber wenn man die Gelegenheit bekommt, selbst einem Guantanamo-Insassen zu helfen, kleinlaut den Schwanz einzieht. Übrigens bekommt man in praktisch jedem Land mit der Geburt auch automatisch die Staatsbürgerschaft, selbst in der Schweiz, nur in Deutschland lange Zeit nicht (mittlerweile wurde das Staatsbürgerrecht ja reformiert).

Das alles ist für mich auch erstmal unabhängig davon, was von Guantanamo selbst zu halten ist.
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empeha
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Post by empeha »

Ich finde das hat nichts mit Lügen zu tun.. Man muss Dinge ja nicht unbedingt ändern um zu zeigen, dass man sie nicht gut heißt. Einfaches Beispiel: ein guter Freund bescheisst seine Freundin (die du nicht gut kennst) und du weißt es.
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Bahkauv
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Post by Bahkauv »

Cov wrote:Naja, Schwackköpfigkeit ist ja kein Grund jemand die Einreise zu verweigern
Das ist richtig ,-) Die Einstufung als Sicherheitsrisiko aber schon, und darauf hat sich Steinmeier auch unwidersprochen berufen.

Bedingung der USA war übrigens "zu gewährleisten, dass von den Gefangenen nach deren Rückführung keine Gefahr für die Sicherheitsinteressen der USA oder der internationalen Gemeinschaft ausgeht"
Quelle

Für jemanden, der als Sicherheitsrisiko eingestuft ist, würde ich eine solche Garantie jedenfalls nicht abgeben. Weiter unten im Text steht noch:

"Hätten die USA Kurnaz tatsächlich frei lassen wollen, sei nicht ersichtlich, was die USA daran hätte hindern können. "Fünf türkische Häftlinge wurden freigelassen, warum also nicht auch Herr Kurnaz?", fragte der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Martin Jäger."

Berechtigte Frage. Ich glaube im Fall Kurnaz sind nicht alle Fakten korrekt dargestellt worden, vermutlich von allen Beteiligten. Sicher scheint mir nur, dass am Ende niemand Schuld haben will.
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Post by HeymlicH »

Bahkauv wrote:Sicher scheint mir nur, dass am Ende niemand Kurnaz haben will.
:D
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Kabori
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Post by Kabori »

Naja, es gab da auch noch andere Fälle, den von al-Masri zum Beispiel. Bei dem hat die Bundesregierung (in Form von Bundesminister a.D. Otto Schily) zur Info über die bevorstehende Verschleppung gesagt: "Warum erzählen Sie mir so was?". Und Masri ist nachweislich deutscher Staatsbürger.

Der Verweis auf den guten alten Kafka ist übrigens vorbildlich, Herr Yonder. Nicht nur, dass ich Kafka wirklich gut finde - es ist auch ein hervorrangedes Beispiel für diese tollen Prozesse auf Guantanamo. Außerdem passt es so gut auf die USA wie Nathan der Weise auf den Islam.

Als gestern auf CNN von dieser Farce berichtet wurde, hat's mir echt die Sprache verschlagen. Hierzulande darf man ja keine Kritik an Staaten nicht offen äußern (das war meine erste Lektion im Umgang mit den Eingebordenen), denn es ist ja das beste Land der Welt. Punkt. Aber so ein kleiner Verweis auf ein Stück Weltliteratur kommt da vielleicht doch noch gelegen. Sofern der Gesprächspartner es kennt, was ich für die hiesige Gemeinde eher ausschließen möchte. Aber über kurz oder lang dreht sich hier ohnehin jedes politisch angehauchte Gespräch nur noch um Kuba, Castro und Chavez... :roll:
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