Cov wrote:Zum Thema 'Kein Rauchen in Kneipen' fällt mir immer Schottland ein, ich war da 2005/2006 ja gerade als sie das eingeführt haben, in Schottland, bei einem Volk das laut lonely planet mehr Wörter für 'besoffen' hat als Eskimos für 'Schnee'.
Resultat: deutlich Rückgang an Herzinfarkten,
http://www.theguardian.com/uk/2007/sep/ ... th.smoking
Das Problem am Nichtrauchergesetz ist WENIGER die Tatsache, dass die Gästezahlen dramatisch zurückgegangen wären (ist zwar AUCH der Fall, aber längst nicht so dramatisch wie zunächst angenommen), als vielmehr die Tatsache, dass im Vorfeld viele Wirte aus Angst vor der drohenden Pleite ihr letztes Erspartes zusammengekratzt haben, um Umbaumaßnahmen (Abgetrennter Nichtraucherbereich) vorzunehmen.
In 'unserem' Laden wurden so zum Bleistift 20.000€ für solche Maßnahmen 'verbaut'.
Es musste z.B. eine Wand gezogen werden, eine gesonderte Eingangstür (nur für Nichtraucher) + Eine Zwischentür zu den Toilettenanlagen geschaffen, und ein getrenntes Lüftungssystem eingebaut werden, nur damit es 1,5 Jahre später keine Rolle mehr spielt, und viele Gasträume total verbaut sind :\
Nachdem die 'Raucherclubs' verboten wurden, konnte man zumindest hier in Duisburg feststellen, dass die meisten Gaststätten, welche aus räumlichen oder finanziellen Gründen solche Maßnahmen nicht ergriffen hatten, innerhalb von 6 Monaten Konkurs angemeldet haben.
Im Prinzip ist ein Teil dieser Pleiten m.M. sogar ganz begrüßenswert, da so endlich mal Gastro-Konzepte, die finanziell - da falsch kalkuliert - nicht wirklich tragfähig sind, endlich mal vom Markt verschwinden, um 'besseren' Konzepten Platz zu machen. Die Geschichte vom Wirt, der seit 20 Jahren keinen Urlaub mehr gemacht hat, und mit knapp über 1000€ Brutto nach hause geht, ist im Gegensatz zu dem Wirt, der einen Mercedes / BMW fährt jedenfalls deutlich häufiger anzutreffen. Da läuft imo halt viel schief, da aus 'sentimentalen Gründen' fast immer bis zum bitteren Ende (und darüber hinaus) weitergemacht wird. Wir haben hier einen Getränkegroßhändler, den wir auch persönlich kennen, und glaubt mir der kann genug solcher Geschichten erzählen. Bis zum Wirt, der zuhause keinen Strom mehr hat, ist da so ziemlich alles vertreten. Bei allem Idealismus ist Gastronomie letzten Endes halt auch nur eine gewerbliche Tätigkeit mit dem Ziel der Gewinnerwirtschaftung.
Was den Mindestlohn angeht, kann ich im Prinzip nur sagen, dass die Schwierigkeiten die viele kleine Gastronomen damit haben, auch nur ein Symptom dafür sind, dass oftmals unterhalb der Gewinnlinie gearbeitet wird. Da wird z.B. der Umsatz vom Wochenende 1:1 benutzt, um schnell mal die Außenstände beim Getränkelieferanten zu begleichen, und 2 Tage später wird der nächste Gläubiger vertröstet. Da man ja ständig Geld in die Hand bekommt, kann man das System eine ganze Weile so hinziehen, bis das Schiff im Prinzip schon auf dem Grund der Tiefsee liegt.