iRacing

Moderator: Zmokey

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Mizukichan
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iRacing

Post by Mizukichan »

...ein "Mizu dreht am Lenkrad Thread". Laut Steam habe ich in den letzten 12 Monaten knapp 500 Stunden mit iRacing verbracht, von daher kann ich ja mal ein paar Worte dazu schreiben - zumal ich auch vereinzelte Fragen dazu bekommen hatte. Btw - spielt das sonst noch jemand?

iRacing ist eine reine Multiplayer Rennsimulation, veröffentlich in August 2008. Die Entwicklung des Spiels erfolgt ähnlich einem MMO mit stetig neuen Inhalten. Momentan besteht das Angebot aus NASCAR und IndyCar Ovalrennen, Sport-, Prototypen- und Formelrennwagen auf Rundstrecken, sowie verschiedene Dirt Oval und Global Rallycross Serien. Alle vorhandenen Strecken und Fahrzeuge wurden mit Laserscannern vermessen und auf dieser Basis nachgebaut.

Es gibt Controllersupport, aber ein Lenkrad is dringends empfohlen. Gefahren wird ausschließlich in der Cockpitperspektive. iRacing hat Unterstützung für Setups mit einem einzelnen Monitor, drei Monitoren sowie VR (Oculus API und SteamVR). Ich spiele ausschließlich in VR mit meiner HTC Vive.

Ich bin zu iRacing gekommen, nachdem ich einiges an Zeit mit Assetto Corsa (AC) und Project Cars (PC) rumgedrömelt habe und gerne mein Glück in Multiyplayerrennen versuchen wollte, anstelle von Solorennen gegen KI. Die Multiyplayerlobbies in AC und PC waren ein Chaos, unregelmäßig online und man wusste vorher nie, was man an Strecken/Fahrzeugen/Fahrerqualität erwischt. AC und PC haben zwar diverse Onlineligen, die man sich anschließen kann, aber wenn man mal was zwischendurch fahren will, sieht (oder sah) es düster aus.

Diese Situation ist bislang IMHO auch das größte Kaufargument für iRacing. Die Entwickler haben ein Umfeld erschaffen, in dem Rennen regelmäßig mit einem brauchbaren Starterfeld stattfinden. Fahrzeuge sind in verschiedene Rennserien organisiert, welche in Saisons zu je 12 Wochen aufgeteilt sind, wobei die verwendeten Strecken wöchentlich wechseln.

Rennen in einer Rennserie finden typischerweise im Zwei-Stunden-Takt statt. Die meisten Serien sind gut gefüllt, einige sehr gut und einige sind quasi tot. Wenn man sich auf eine gut gefüllte Serie beschränkt, kommt man sicher in zwei Stunden zu einem Rennen mit anderen Fahrern, die etwa das eigene Tempo fahren. Die Rennserien laufen auch versetzt zueinander, so dass man binnen 15 Minuten in ein Rennen einsteigen kann, wenn einem die Rennserie nicht wichtig ist. Darüber hinaus gibt es auch hier diverse von der Community organisierte Ligen.

Für die offiziellen Rennen gibt es ein Matchmaking-System, welches sich in iRating (Entwickelt sich abhängig von der Platzierung in Rennen, ein Indikator für die Geschwindigkeit relativ zu anderen) und Safety Rating (Entwickelt sich abhängig von Rennvorfällen, ein Indikator wie sicher man fährt) aufteilt.

iRating spielt primär dann eine Rolle, wenn sich mehr Fahrer für einen Rennen anmelden als auf einen einzelnen Server passen. Beispiel: 140 Personen haben sich für ein GT3 Rennen mit einem 30 Slot Serverlimit angemeldet. In dem Fall werden dann 5 Server für je 28 Teilnehmer gestartet, wobei die Fahrer nach iRating sortiert werden und die ersten 28 auf dem ersten Server landen, die nächsten 28 auf den zweiten, usw. Im Idealfall hat man so immer andere Fahrer um sich herum, die in etwa das eigene Tempo fahren. Je größer das Starterfeld, umso besser funktioniert das.

Hinter dem Safety Rating steckt ein System, was Vorfälle im Rennen (Incidents) gegen die Anzahl der gefahrenen Kurven aufwiegt. Unter Incidents wird alles erfasst, was im Rennen nicht passieren sollte: Von der Strecke abgekommen? 1 Incidentpunkt. Fahrzeug gedreht oder Streckenbegrenzung berührt? 2 Incidentpunkte. Anderes Fahrzeug berührt? 4 Incidentpunkte. An das Safety Rating ist ein Lizenzsystem gekoppelt. Es startet bei Rookie und geht dann über Lizenzlevel D bis A. Die Lizenz schränkt die offiziellen Rennserien ein, an denen man teilnehmen darf. Im wesentlichen: Will man in den offiziellen Rennen die schnellen Fahrzeuge fahren, muss man vorher zeigen, dass man die langsamen Fahrzeuge sicher beherrscht. AFAIK machen Project Cars 2 und Gran Turismo Sport mittlerweile ähnliches - wer die Systeme kennt: Die Ideen dazu kommen von iRacing.

Es gibt noch eine Pro-Lizenz für eine Pro-Serie, die man vereinzelt bei Fahrern sehen kann (eSpoarts!!!111einself). Ligen der Community und selbst organisierte Rennen sind nicht an das Lizenzsystem gebunden - in dem Umfeld kann man machen, was man will.

Darüber hinaus gibt es Special Events, die zu gesonderten Terminen stattfinden und die zeitlich an echten Rennen angelegt sind. Die meisten sind Langstreckenrennen (z.B. Nürburgring 24h). Eine 13. Woche gibt es als Füller-/Betawoche, in der ein vierteljährlicher Contentpatch rausgebracht und gehotfixt wird.

Eine der Hauptfragen ist typischerweise: Wie ist das Fahrgefühl? Wie real sind die Fahrzeuge? Um ehrlich zu sein, keine Ahnung, da ich im realen Leben nie eines der Fahrzeuge bewegt habe, die in dem Spiel vorhanden sind. Wenn man aber Leuten trauen möchte, die sich damit auskennen (Profirennfahrer aus dem realen Leben, die auch auf iRacing unterwegs sind), dann sind die Streckendetails (Verlauf, Neigungen, Kurvenradien) sehr sehr gut, die Simulation der Fahrzeuge gut bis sehr gut und die Simulation der Reifen ausbaufähig.

Der Grafik sieht man an, dass das Basisspiel knapp 10 Jahre auf dem Buckel hat. Nicht häßlich, aber halt auch nicht auf dem technischen Stand. Sound ist sehr gut und ist sehr nahe an dem dran, was man bei Übertragungen von echten Rennen oder Onboardaufnahmen so mitbekommen kann. Der Netzwerkcode ist die meiste Zeit gut. Phantomberührungen kommen sehr selten vor. Wenn man sich mal die NASCAR Rennen anschaut, Stoßstange an Stoßstange, 20 cm Abstand nebeneindaner, und sich überlegt, dass man sich, bei einem Ping von 100ms zu einem US-Server, bei Tempo >250 und mehr pro Ping entspannt 7m auf der Strecke bewegt, ist es eigentlich ein Wunder, dass es funktioniert.

Der größte Nachteil von iRacing ist der Preis. Das Spiel folgt nicht nur dem Entwicklungsmodell eines MMOs, sondern auch dem Bezahlmodell. Es sitzt in einer recht kleinen Nische und ist für ein Computerspiel schweineteuer. Zum einen hat es ein Abomodell (13 US$ pro Monat, etwas weniger, wenn man länger im Voraus bezahlt). Dafür bekommt man Zugriff auf 15 Basisstrecken und 15 Basisfahrzeuge. Die Rookie-Serien bedienen sich ausschließlich aus diesem Basiscontent. Wenn einem die Fahrzeuge Spaß machen, dann kann man alleine damit auch lange fahren. Will man weitere Fahrzeuge und Strecken haben, muss man diese einmalig dazukaufen. Fahrzeuge liegen bei 11,95 US$ pro Stück, Strecken zwischen 11,95 US$ und 14,95 US$. Auf alle Preise kommt noch die deutsche MwSt.

Warum bezahlt man freiwillig solche Preise? Nun, wenn man nur ab und an am Lenkrad drehen will, dann ist man bei iRacing vermutlich falsch (oder hat zuviel Geld?). Wenn man aber gerne an Autorennen teilnehmen möchte und sich dafür mal die Preise überschlägt, dann sieht das schon wieder anders aus. Been there, done that, wenn auch nur in einem kleinen Format. Ich habe mal eine zeitlang hobbymäßig meine mir damals zur Verfügung stehenden Fahrzeuge (Ford Sierra Mk 2 Turnier, BMW E28 525e) durch diverse Slalomrennen gejagt und war einige Male auf Trackdays in Padborg (Dänemark) unterwegs. Nenngelder sind teuer. Sprit ist teuer, sowohl für die Anfahrten, als auch auf der Strecke selber. Ich weiß aber nun, dass der 6-Zylinder im 525e pro Stunde bis zu 40l Sprit durchjagen kann. Verschleiß ist teuer. Ich habe noch Fotos von gerissenen Bremsscheiben, Reifen mit Kraterlandschaft auf den Laufflächen und ähnliches. Rennsimulationen in VR kommen verdammt nah an das echte Erlebnis ran, und sind im Vergleich dazu dann doch wieder günstig.

Und ich kann Fahrzeuge bewegen, an denen ich im echten Leben nie und nimmer rankommen würde. Momentan bin ich primär mit GT3 Fahrzeugen unterwegs und habe mich dieses Jahr mit an die Langstreckenrennen getraut. Dazu gehörten bislang Daytona 24h (im 4er Team), Bathurst 12h (2er Team) und Sebring 12h (2er Team).

Falls sich irgendjemand mal selber an iRacing versuchen möchte: Typischerweise gibt es irgendwo immer eine Promo-Aktion, bei der es die ersten 3 Monate für 10$ mit einem extra Fahrzeug gibt. Ferner gibt es bestimmte Rabattaktionen, die man mitnehmen sollte, wenn man sich da tatsächlich mehr einkaufen will. Bei Interesse gerne mich anschreiben, ich suche das dann raus. Ich beantworte auch gerne andere Fragen zu dem Thema.

Zum Abschluss noch ein kleines Video aus der GT3-Liga, in der ich mitfahre. Da hat jemand ein paar Impressionen aus dem letzen Jahr zusammengeschnitten.

Last edited by Mizukichan on Mon Mar 19, 2018 12:35 am, edited 2 times in total.
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Cov
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Re: iRacing

Post by Cov »

Danke dir!

Ich spiele auch immer mal wieder mit dem Gedanken mir es anzuschauen. Bisher fehlt mir aber die Lust soviel Zeit dafür aufzuwenden. Ich mag Rennspiele, ich hab ein (billiges) Lenkrad rumfliegen, ich finde Assetto Corsa Spitze. Ich hab dir bei ein paar der Langstreckenrunden beeindruckt zugeschaut. Das größte Argument für IiRacing ist wohl wirklich die realitätsnähe, und das nichtmal beim Fahrgefühl, oder bei der Engine, oder den Autos. Sondern dass es Multiplayerrennen sind, bei denen durchaus vorischtig gefahren wird .. und kein reines Demolition Derby (wie bei quasi allen anderen multiplayer-Rennspielen).

Ich werde aber wohl erstmal weiter in pcars2 oder AC rumgurken. Oder gar trackmania spielen. Ich springe zu gern zwischen verschiedenen Spielen herum, neben wow noch irgendwas zeitintensives schaffe ich nicht. Aber gerne hier weiter von deinen heroischen Lenkraddreherheldentaten berichten.
Last edited by Cov on Sun Mar 18, 2018 7:32 pm, edited 1 time in total.
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Shareel
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Re: iRacing

Post by Shareel »

Brumm Brumm
“Das Problem hat, wenn überhaupt, lediglich in der Praxis Relevanz.”
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Mizukichan
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Re: iRacing

Post by Mizukichan »

Cov wrote: Sun Mar 18, 2018 7:20 pm(...) Aber gerne hier weiter von deinen heroischen Lenkraddreherheldentaten berichten.
Virtuelle Lenkradgeschichten mit Mizu? Geht klar!

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Sebring International Raceway ist die älteste noch aktiv genutze Rennstrecke in den USA. Die Strecke wurde nach dem zweiten Weltkrieg auf einem Teil des "Hendricks Army Airfield" in Florida erbaut und 1950 eröffnet. Das 12 Stunden Rennen wird seit 1952 durchgehend jährlich ausgetragen, mit einer Ausnahme in 1974 bedingt durch die damalige Ölkrise. Die Strecke ist in der aktuellen Konfiguration 6,02km lang und hat nur sehr wenig Höhenunterschiede oder Seitenneigungen. Sie ist allerdings bekannt für eine sehr unebene Oberfläche - ein Teil der Strecke besteht noch aus Beton aus den 1940er Jahren.

Die virtuellen 12 Stunden von Sebring in iRacing haben dieses Jahr am 10.03. statt gefunden, eine Woche vor dem Termin des echten Rennen. Für die Langstreckenrennen bin ich in der "Band of Others" [B2O] Community untergekommen, ein lockerer, internationaler Haufen Leute, die auch die eine GT3-Liga organisieren, in der ich mitfahre. Nach den Daytona 24h und Bathurst 12h war dies mein drittes Langstreckenrennen. Das 12h Rennen ist als Bestandteil der IMSA-Serie ein Multiklassen-Rennen, bestehend aus Daytona Protoypen, GTE Fahrzeugen und GT3 Fahrzeugen, wobei die Protoypen die schnellste und die GT3 die langsamste Klasse ist.

B2O war in dem Rennen mit einem Prototypen-Team, drei GTE-Teams und einem GT3-Team vertreten. Außerdem hatte sich einer Solo an den 12 Stunden versucht. Ich bin als Teil eines 2er Teams auf einem Ferrari 488 GTE gestartet. Für das Rennen hatten sich insgesamt ca. 750 Teams registriert, die auf 14 Splits aufgeteilt wurden. Wir sind mit dem B2O Ford GT GTE Team zusammen auf dem Server für den 9. Split gelandet. Das Starterfeld auf dem Server bestand aus 31 GTE und 23 GT3 Fahrzeugen. Die Anzahl der registrierten Prototypen-Teams war vergleichsweise gering, so das wir auf unserem Server keine mehr "abbekommen" haben.

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*** Die Startaufstellung *** (Klicken für großes Bild)

Wir hatten die Startposition 24, das Ford Team ist von Position 27 gestartet. (Imba Paint-Skills incoming!)
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*** Die beiden B2O-Fahrzeuge im noch nicht vollständigen Starterfeld *** (Klicken für großes Bild)

Eine Minute vor dem Start waren Nejt und ich noch am diskutieren, wer den nun den Wagen starten darf/soll (Was man halt so tut kurz bevor ein 12 Stunden Rennen losgehen soll). Die Entscheidung wurde uns dann abgenommen, als mein Client entschied sich abstürzen zu lassen. Nejt war im Wagen und ich im Ladebildschirm und gerade so zum Ende der Einführungsrunde wieder da. Es sollte nicht der letzte Absturz bleiben...

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*** Fliegender Start *** (Klicken für großes Bild)

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*** Und es knirscht.... *** (Klicken für großes Bild)

Und wie das manchmal so ist, verschätzt sich einer im Abstand. P3 kollidiert mit dem vorderen Fahrzeug, schiebt dieses quer und erwischt dadurch P1, P2 und P4 in einem Schwung. Strike!

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*** Parkplatz in Kurve 1 *** (Klicken für großes Bild)

Die Hälfte steht, der Rest rollt durch und alle versuchen sich zu sortieren. In der Zwischenzeit ist dann auch das GT3 Feld angekommen und pflügt sich einen Weg durch das Chaos. Nejt ist ohne Kratzer durch das Chaos gekommen, aber wir befanden uns dann mitten im GT3 Feld.

>Twitch-Clip vom Start<

Und so mussten beide Fahrzeuge erst einmal durch das GT3 Feld durch um zu dem GTE Feld aufzuschließen. Die Kollegen im Ford Team hatten dabei noch ein knappes Erlebnis mit einer Absperrung...

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*** "This setup feels great! Ooops...." *screeeeeeetch* *** (Klicken für großes Bild)

... konnten aber die Zeit wenig später aufholen. Randnotiz: Die GTE Rennwagen haben kein ABS.

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*** #971 setzt zum überholen an und fährt vorbei *** (Klicken für großes Bild)

Zu dem Zeitpunkt waren wir aus dem GT3 Feld raus und es hatte sich alles ein wenig entzerrt. Die Aufholjagd konnte beginnen und Nejt ist sehr gut durchgekommen. Wir haben stetig Plätze dazugewonnen und sind dann in Position 6 zum zweiten Boxenstopp und ersten Fahrerwechsel rein. Leider ist dann Nejts Client beim Fahrerwechsel abgestürzt und hat den Wagen gleich "mitgenommen", so dass ich nichts zum anklicken hatte und nicht losfahren konnte. Halloooo Softwarebugs. Es hat ca. 5 Minuten gedauert, bis wir das Problem lösen konnten. Zu dem Zeitpunkt hatten wir uns durch die Störung drei Runden Rückstand eingehandelt. Ich bin in Klassenposition 20 aus der Box rausgekommen und wir sind im Gesamtrang auf P28 zurück gefallen, so dass wir uns noch einmal mitten im GT3 Feld wiedergefunden haben. Wir hatten somit für die restlichen 10 Stunden eine lange Aufholjagd vor uns.

Ich war dann die nächsten 1,5 Stunden damit beschäftigt uns erst mal wieder aus dem GT3 Feld heraus zu fahren und konnte den Wagen ca. 2 Stunden später in Klassen- und Gesamtposition 17 wieder an Nejt übergeben. Die Aufholjagd ging langsam weiter, wobei wir uns weiter alle zwei Boxenstops am Lenkrad abgewechselt haben (jeweils ca. 2 Stunden). Ich konnte den Wagen dann wieder in P13 übernehmen.

Die Positionen wechselten immer langsamer, aber sie kamen weiterhin. Mit 3,5 Stunden verbleibend konnte ich den Wagen in P11 zurückgeben, immernoch in einem einwandfreien Zustand ohne Kratzer. Mit nur noch drei weiteren Boxenstops kam dann auch langsam so etwas wie Strategie mit ins Spiel. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir immer einen vollen Tank und neue Reifen mitgenommen. Für die letzten drei konnten wir weniger Sprit mit kürzeren Stints nehmen. Reifen waren Pflicht, da der Verschleiß auf der Strecke zu groß war. Aber wir wollten vermeiden, während des letzten Stops auf die Reifen warten zu müssen, während der Tankvorgang längs abgeschlossen war. Insofern galt es, den Sprit zu verteilen.

Ich konnte den Wagen wieder in P9 übernehmen und hatte dann die beiden letzten Stints für die verbleibenden 1,5 Stunden. Zum letzten Boxenstop deutete sich an, dass wir auch noch um P8 mitfahren können. Und in der Tat war der Platz dann beim letzten Boxenstop da...

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*** "That is for position! Get your foot down!" *** (Klicken für großes Bild)

>Twitch-Clip von der letzten Boxenausfahrt<

Von hier war es ein Sprint bis ins Ziel. Ich konnte mich etwas absetzen und wir sind in P8 mit 9 Sekunden Vorsprung über die Ziellinie - was anschließend P7 wurde, da ein Team die Fahrerzeiten nicht eingehalten hatte und disqualifiziert wurde. Die kleine Boxenstrategie für die letzten drei Stops hatte uns am Ende tatsächlich diesen Platz ermöglicht. Wir waren am Ende mit dem Ergebnis zufrieden, zumal wir das Pixelauto ohne Schäden durch die 12 Stunden gebracht haben. Dennoch blieb ein leichter Nachgeschmack - wenn man die verlorenen 5 Minuten rausrechnet, wäre P3 sicher drin gewesen - und hätten eventuell um P2 mitfahren können. Die Teamkollegen im Ford sind ohne technische Probleme durchgekommen und konnten sich den Sieg sichern.

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*** Aufstellung nach der Zieldurchfahrt - P1 und P7 *** (Klicken für großes Bild)

Wer mal ein wenig in die 12 Stunden reinstöbern möchte, kann das komplette Rennen aus meiner Perspektive >hier auf Twitch< finden.
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Cov
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Re: iRacing

Post by Cov »

Mizu ist der beste! :hupf:
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Tovi
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Re: iRacing

Post by Tovi »

Warte, was? Ich soll mir 12 Stunden lang anschauen, wie Mizu ein virtuelles Auto fährt? Ich, ähm... nein. :-)
SC2 - Eve - WoW hab ich auch mal gespielt...
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Mizukichan
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Re: iRacing

Post by Mizukichan »

Sollen? Nein, so weit würde ich nicht gehen. Aber du hättest die Möglichkeit, wenn du wolltest ;). Und du hast sogar die frei Wahl, nur einen Teil davon zu schauen - zu einem beliebigen Zeitpunkt. So viele Möglichkeiten...
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Maris
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Re: iRacing

Post by Maris »

Schon beeindruckend. Wird man nicht GaGa, wenn man die Vive 12h trägt?
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Maris
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Re: iRacing

Post by Maris »

Geht Mizu eigentlich heimlich driften?
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Mizukichan
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Re: iRacing

Post by Mizukichan »

Maris wrote: Wed Mar 21, 2018 1:44 pm Schon beeindruckend. Wird man nicht GaGa, wenn man die Vive 12h trägt?
12 Stunden am Stück hatte ich die noch nicht auf. Ich habe auf einem Monitor eine Kopie des Bildes, welches auf der Vive ausgegeben wird. An den Stellen, wo ich nicht gefahren bin, hatte ich dann die Vive auf dem Tisch abgelegt und entsprechend ausgerichtet, dass ich auf dem Monitor einen sinnvollen Bildausschnitt hatte. Auch um mich in den Pausen um Essen, Trinken, usw. kümmern kann.

Ich habe sie aber bislang durchaus schon 4-5 Stunden am Stück benutzt. Gaga wird man nicht. Es trägt sich ein wenig wie eine dicke, nach vorne zu schwere Skibrille, um es vereinfacht auszudrücken (auch was das Sichtfeld angeht). Die Bewegungsverfolgung funktioniert einwandfrei und sobald man sich an vorhandene Widersprüchlichkeiten gewöhnt hat, dann ist das kein Problem. Wenn die Augen "Bewegung" melden und der Gleichgewichtssinn "keine Bewegung" meldet, dann muss man das erstmal verarbeiten, wenn man mit VR mit einem solchen Anwendungsgebiet anfängt. Ist quasi das Gegenteil von dem, was man in Innerem eines Schiffes auf See bei Wellengang erleben würde (Augen melden "keine Bewegung", Gleichgewichtssinn meldet "Bewegung"). Wer nicht für Seekrankheit anfällig ist, hat vermutlich auch mit VR wenig Probleme...

Das ganze VR-Zeugs ist vermutlich einen längeren Post im Technikforum wert... ich schau mal, ob ich dazu etwas die Woche zusammen schreiben kann. Eine Sache erwischt mich jedoch immer wieder, was immer wieder neu beeindruckend ist: Wenn man bei Sonnenlicht mit einer VR-Session anfängt und dann erst viel später die VR-Brille wieder absetzt und auf einem in einem stockdunklem Zimmer sitzt, ohne irgendwas von dem Sonnenuntergang mitbekommen zu haben. Man bekommt halt von "außen" nichts mit, wenn man VR nutzt.
Maris wrote: Wed Mar 21, 2018 1:54 pm Geht Mizu eigentlich heimlich driften?
Hah, ich wünschte. Da fehlt mir virtuell bislang das Talent für - und im realen Leben neben dem Talent auch die Technik. Ein Sperrdifferenzial an der Hinterachse in irgendeiner Form ist dafür notwendig, zumindest auf Asphalt.
Für ein wenig Quertreiben im Winter auf Schnee hat es gelangt. Und eine Kurve auf der "Padborg Park" war so geformt, dass beim Reinbremsen in die Kurve das Heck von meinem 5er herum kam - da konnte ich dann irgendwann nach ausreichend Übung quer in die Kurve rein und dann gerade wieder raus.
Und ich hab es zweimal bei Autoslaloms ungeplant geschafft, quer durch die Zielgasse zu heizen und dabei sämtliche Pylonen abzuräumen. Das eine mal konnte ich die Kiste danach fangen - das andere mal hat es in einem Dreher aus Tempo 150 geendet :D. Die Reifenspuren davon waren zwei Jahre später noch sichtbar :D. Anbei ein altes Foto von mir in Padborg - das ist schon über 12 Jahre her...

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Für virtuelles driften wäre vermutlich Assetto Corsa die passende Umgebung, da es relativ viele Mods mit passenden Strecken und Fahrzeuge gibt. Ich hatte mich vor zwei Jahren daran versucht, aber ist nichts brauchbares bei raus gekommen. Vielleicht ist es an der Zeit das nochmal zu probieren...

In iRacing habe ich einmal eine Kiste abfangen können, was mindestens zur Hälfte totales Glück war, aber in der Außenkamera IMHO total gekonnt aussieht:

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Cov
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Re: iRacing

Post by Cov »

Zu dem VR Kram: ich habe mit im Herbst eine Occulus zugelegt, mit dem Plan genauso toll am Lenkrad zu drehen wie Mizu. Aktuell benutze ich sie leider zu wenig, weil ich auch zu wenig am Lenkrad drehe. Aber 2-3h am Stück waren für mich auch kein Problem, obwohl mir auf kurvigen Strassen im Auto hinten sitzend doch mal übel wird. Für mich funktioniert VZ immer dann gut, wenn ich feste Bezugspunkte habe. D.h. die Spiele zum herumstehen und fuchteln sind nicht meins, hat man aber ein Cockpit (egal ob im Auto oder im Raumschiff) und kann ich sitzen, ist alles bestens.

Es gibt einen Punkt, der mich an der Occulus derzeit stört. Ich bin Brillenträger, die Brille passt gerade so drunter, aber ich habe an den Rändern Farbverschiebungen. Ohne Brille sind die Weg, aber da seh ich nix mehr scharf. Ich vermute nach einigem Rumlesen, dass es wohl an der Entspiegelung meine Brille liegt. Ich werde bei der nächsten neuen Brille vermutlich statt der Extra-Sonnenbrille den Optiker zu einer simplen normalen Brille (mit kleinem Gestell) überreden.

Das VR-Fahrgefühl bei Projectcars2 ist jedenfalls toll. Allerdings auch anstregend, was weniger an dem Tragekomfort liegt, sondern eher wie 'intensiv' man drin ist. Ist für mich nix um Abend mal ein Stündchen zu entspannen.
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Maris
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Re: iRacing

Post by Maris »

Kann man bei den VR-Brillen nicht die Schärfe einstellen? Das hat doch inzwischen jeder Sucher einer Digitalkamera.
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Mizukichan
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Re: iRacing

Post by Mizukichan »

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Re: iRacing

Post by Mizukichan »

Maris wrote: Wed Mar 21, 2018 1:54 pm Geht Mizu eigentlich heimlich driften?
GRC Reverse Entry Drift :clown:

Braucht noch Arbeit beim Kurvenausgang ;p
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Mizukichan
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Re: iRacing

Post by Mizukichan »

Geschichten aus dem Lenkrad-Dreh-Land, wenn auch mit einem Monat Verspätung...

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Die Nürburgring Nordschleife, oft einfach nur "Der Ring" genannt, ist der 1927 eröffnete und älteste Teil der Rennstrecke Nürburgring. Mit 20,8km (ohne Gran Prix Kurs) bzw. 26km (mit Grand Prix Kurs) Streckenlänge ist sie die Längste permanente Rennstrecke der Welt. Die Strecke gehört mit ihrer engen Fahrbahn, großen Höhenunterschieden, blinden Kurven und Kuppen sowie fehlenden Auslaufzonen zu den anspruchsvollsten Strecken dieser Welt, welche ihr den Spitznamen "Grüne Hölle" einbrachte. Die Strecke ist zum einen in Rahmen von "Touristenfahren" für die Öffentlichkeit zugänglich und kann mit dem eigenen PKW befahren werden. Darüber hinaus ist sie bis heute Austragungsort von verschiedenen Rennserien, darunter die VLN Langstreckenmeisterschaft Nürburgring. Die VLN besteht aus einer Reihe von vier Stunden Rennen und ein sechs Stunden Rennen pro Jahr, bei denen über 180 Teams pro Rennen teilnehmen, aufgeteilt in bis zu 33 verschiedenen Klassen.

Die virtuelle Variante in iRacing folgt auch hier wieder dem echten Rennkalender, wobei die iRacing Rennen jeweils eine Woche früher ausgetragen werden. Der erste Lauf in diesem Jahr fiel daher auf den 18.03., an dem auch ich teilgenommen hatte. Die Starterfelder in iRacing sind aus technischen Gründen leider deutlich kleiner als im echten Leben. Die Strecke bleibt aber unabhängig von den Fahrzeugen anspruchsvoll - ein Umstand, auf das ich mich im Warmup zu dem Rennen unfreiwillig hingewiesen habe... >Twitch-Clip aus dem Pflanzgarten<

Zum Glück hatte das keine Auswirkungen auf das eigentliche Rennen. Die 291 registrierten Teams wurden auf 6 Splits aufgeteilt, wobei ich durch meine Qualifikationszeit im vierten Split gelandet bin. Deutlich besser als letztes Jahr, wo ich noch Stammgast im letzten Split gewesen bin. In meinem Split befanden sich 49 Teams, aufgeteilt auf 20 Fahrzeuge der GT3-Klasse, 16 Porsche Cup-Fahrzeuge und 13 Mazda MX-5 Cup-Fahrzeuge.

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*** Die Startaufstellung *** (Klicken für großes Bild)

Für mich ging es in einem Mercedes AMG GT3 von Startplatz 12 auf zum fliegenden Start. Der Start als solches verlief etwas ruppig und langsam, nachdem der führende Fahrer auf der Start/Ziel-Gerade zweimal auf die Bremsen stieg, bevor es endlich los ging. Das Starterfeld wurde dadurch relativ verstreut und es kam zu einzelnen Berührungen und Ausweichmanövern.

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*** Ausweichmaneuver beim fliegenden Start *** (Klicken für großes Bild)

Zusätzlich hatte das nachfolgende, eigentlich langsamere Porsche-Feld beim Start keinen Abstand zum GT3-Feld gelassen. Entsprechend interessant wurden die ersten Kurven...

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*** Halloooo Porsches - was macht ihr im GT3-Feld? *** (Klicken für großes Bild)

Im Großen und Ganzen verlief der Start aber relativ sauber und ich bin ohne Kratzer durchgekommen. Nach den ersten Runden hatte sich das Feld ein wenig verstreut. Einzelne Fahrer konnten sich absetzen, andere sind zurückgefallen. Ich wurde so Teil einer Dreiergruppe von Fahrzeugen, die dann über den ersten Stint zusammen geblieben sind.

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*** Symbolbild für den ersten Stint... *** (Klicken für großes Bild)

Nach einzelnen Positionswechseln konnte ich mich auf der Döttinger Höhe kurz vor dem ersten Boxenstop vor die beiden Fahrzeuge setzen. Der Boxenstopp lief gut und ich bin mit ein paar Sekunden Abstand in Position 6 aus der Box gekommen. Den Abstand konnte ich etwas ausbauen, wodurch meine zweite Stunde im Rennen sehr ruhig verlief. Am Ende des zweiten Stints ging es dann in Position 3 befindlich zum zweiten mal in die Box. Für mich ging es dabei auch kurz ins Badezimmer, wodurch ich am Ende ~15 Sekunden Zeit verloren hatte. Auf der positiven Seite wurden in der Zeit einige optionale Reparaturen vorgenommen (keine Ahnung wo ich die produziert hatte, vermutlich Schaden von Curbs). Aber ich muss irgendwie noch an meinen Boxenstops im echten Leben arbeiten.

Ich kam entsprechend auf Platz 5 wieder aus der Box raus, etwa fünf Sekunden hinter den gleichen Fahrzeugen, mit denen ich schon in der ersten Stunde unterwegs war. Ich konnte den Abstand langsam zufahren, wobei wir zwischendurch eine Position gut machen konnten, was der Gruppe dann die Positionen 2-4 bescherte. Dann in Runde 21...

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(Klicken für großes Bild)

...Kontakt! Der Wagen #555 hatte ein ganz leichtes untersteuern beim Kurvenbeginn, weswegen es zu einer Berührung mit Fahrzeug #11 kam. Nichts wildes, aber...

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(Klicken für großes Bild)

...an der Stelle genug, um beide Fahrzeuge instabil werden und in die Leitplanke fliegen zu lassen.

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(Klicken für großes Bild)

>Twitch-Clip von der Kollision<

Damit hatte ich den zweiten Platz auf dem Silbertablett serviert bekommen. Die verbliebenen 1,5 Stunden verliefen ruhig und ohne weitere Zwischenfälle. Am Ende bin ich dann auf Platz 2 ins Ziel gekommen, ca. 20 Sekunden hinter dem Erstplatzierten und 37 Sekunden vor dem Dritten.

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*** *wheeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee* *** (Klicken für großes Bild)

Von ein wenig Curbschaden am Unterboden abgesehen, bin ich ohne Kratzer ins Ziel gekommen. Das war bislang mit Abstand mein bestes VLN-Ergebnis.

Rückblickend war das Sebring 12h Rennen für dieses VLN-Rennen sehr lehrreich, da ich dort zum ersten Mal andauernd langsamere Fahrzeuge auf der Strecke überholen musste, was auch nicht unbedingt selbstverständlich ist. Soweit ich es mitbekommen habe, hatte ich in dem VLN Rennen keine Porsche oder Mazdas durch Überholmaneuver gekillt. Und die Überholmaneuver liefen schnell und an passenden Stellen ab - zumindest der Großteil...

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*** Überholen bei 190 km/h... This is fiiiiiiiiiiiiiiine... *** (Klicken für großes Bild) >Twitch-Clip<

Wer in die vier Stunden reinstöbern möchte, kann das komplette Rennen >hier auf Twitch< finden.

Zwei Wochen später war VLN Runde 2, welche sich aber sehr kurz zusammenfassen lassen: Zweimal Curbs falsch erwischt und in die Leitplanken gekracht, Auto kaputt, nach "Reparatur" in der Box war die Lenkung immer noch hinüber, also Fahrzeug geparkt und Feierabend. Das war dann auch gleich mein mit Abstand schlechteste Ergebnis in einem VLN Rennen. Die Strecke ist und bleibt anspruchsvoll...

Dieses Wochenende sind die iRacing 24h Nürburgring, bei denen ich in einem "Band of Others"-Team mit vier anderen Fahrern mitfahre. Start ist heute gegen 15:30 Uhr. Dazu gibt es wieder einen (hoffentlich) 24 Stunden Stream, wobei meine Fahrzeiten diesmal erst spät sind (Sonntag ab ca. 4 Uhr und dann verteilt auf verschiedene Stints bis ca. 12 Uhr). Ich hab ein wenig an meiner VR-Streamqualität gebastelt, das Bild ist mitlerweile deutlich besser.
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