Ein kleines Update, was mir so die letzten Monate in Erinnerung geblieben ist rund um Brettspiele:
Project L - habe ich weiter oben schonmal meine Begeisterung ausgedrückt. Nochmal verschenkt an Freunde und wird auch da immer wieder gespielt. Die Kinders finden es doof, weil es kein Thema hat, die Eltern mögen es, weil es in 30min fertig ist und trotzdem ein paar Gehirnzellen aktiviert.
Heat: Pedal to the Meal (
https://boardgamegeek.com/boardgame/366 ... edal-metal) - hat etwas Hype abbekommen und das durchaus zu Recht, vom gleichen Designer wie auch das fantastische 'Flamme Rouge' nur geht es um Motorsport statt um Radrennen. Die Spielmechanik ist auf den ersten Blick ähnlich, aber auf den zweiten ganz anders. Man fährt ein Autorennen, hat ein Deck an Karten und muss das halbwegs clever einsetzen um vor den anderen anzukommen. Dabei sorgen Bonuskarten für genug Abwechslung und tolle Spielzüge. Ich hab 2 Partien gespielt bisher, beide waren ein wenig taktisch, ein wenig strategisch, das Motorsportthema ist solide umgesetzt. Fühlt sich aber für mich in der Spielmechanik nicht so clever durchdacht wie Flamme Rouge an. Mag an den Bonuskarten liegen, die für Highlights sorgen, es aber auch etwas zufälliger machen. Flamme Rouge ist für mich da taktischer, denn jeder hat das gleiche Anfangsdeck. Und für ein albernes Autorennspiel habe ich Formula De im Regal stehen, das versteckt sich nicht hinter irgendwelchen Kartendecks sondern trägt seine Würfeligkeit ganz offen. Aber vielleicht mag ich Flamme Rouge auch, weil ich die Idee der großen Radrundfahrten ziemlich spannend finde auch trotz des Fokus auf die medizinischen "Errungenschaften". Anyway, wer ein Autorennspiel sucht, das mehr als nur Würfeln ist und bei dem immer mal jemand anders am Tisch die Aufmerksamkeit mit einem cleveren Manöver hat, wird bei Heat gut bedient.
Skymines (
https://boardgamegeek.com/boardgame/359438/skymines) - wohl die reimplementierung von "Mombasa" was etwas zu viel Kolonialisierungsthema hat. Hmm, einmal gespielt, clever designt, aber ehrlicherweise auch genauso austauschbar. Macht für mich nichts "besonderes" aber auch nichts falsch. Spielt sich gut in 2h, ist was zu erklären, aber nicht zuviel. Ich bin bisschen von der 3.8 Komplexitätswertung bei bgg verwundert. Ich hab es als nicht so komplex in Erinnerung. Aber nach 2 Monaten ist nicht mehr viel Erinnerung da .. sticht für mich nicht aus der Masse der Siegpunkt-optimierungs-Eurogames heraus.
Planet Unknown (
https://boardgamegeek.com/boardgame/258 ... et-unknown) - jeder hat seinen eigenen Planeten und legt da Teile drauf ab die mit verschiedenen Mechanismen gewertet werden. Hat 1-2 nette Ideen wie man an die Plättchen kommt und nimmt die Idee der Roll&Write spiele und setzt es als "richtiges" Brettspiel schön um. Ist aber eher ein "aneinander vorbeispielen" als ein miteinander. Und am Ende gewinnt irgendjemand. Wer also was für konfliktscheue Spieler sucht die gerne bisschen an ihrem eigenen Puzzle Teile anlegen.
Cascadia (
https://boardgamegeek.com/boardgame/295947/cascadia) - Spiel des Jahres 2022 und dafür tatsächlich mal wieder eins mit 2-3 Regeln und sogar etwas zum überlegen. (zumindest wenn man gleich mit dem vollen Regeln und Wertungskarten anfängt). Es geht zwar wieder mal um Landschaften und Tiere, aber das ist ganz clever kombiniert. Ist wieder sein eigenes Puzzlespiel, aber es hat etwas Interaktivität mit seinen Mitspielern, weil man schon schauen kann, ob man jemand anderem etwas aus der Auswahl klauen könnte. Die einfache Kombination aus "Hexagon nehmen und noch ein Tier irgendwo hinsetzen" hat viel von Carcassone (Teil anlegen und Meeple setzen) wird hier nochmal mit einer Planung für die verschiedenen Wertungen unterstützt. Einziger echter Kritikpunkt für mich ist die Endauswertung. Ist so ein Spiel, wo man erstmal 5min Zählen muss nach dem Spielende um zu wissen wer denn nun gewonnen hat. Auch wieder was für konfliktscheue Spieler, fanden die Kinder mit denen ich es gespielt habe besser als das Project L, vermutlich weil Bären und Lachsen bauen "mehr Spass" macht als verschiedene abstrakte Formen.
Tapestry (
https://boardgamegeek.com/boardgame/286096/tapestry) - ein Zivilisationsaufbauespiel in 2h mit kurzem Regelwerk, oder so ähnlich. Das sticht aus den anderen Spielen in dieser Liste bisschen heraus, weil es zu einen wohl die schlechteste BGG Wertung hat, und weil es (neben Project L) das Spiel ist, was ich mir für mich selber direkt gekauft habe nach einer Partie. Es hält in etwas was es verspricht, man führt eine Zivilisation durch die Zeitalter, vom Feuer bis zum Weltraum, das sagen zumindest die Karten und Aktionen auf dem Plan. Das Thema ist sicher etwas übergestülpt, funktioniert für mich aber und sorgt für viele gute Kommentare am Tisch, wenn man denn Videospiele vor der Schrift entwickelt, oder ein sozialistischer Ölmagnat ist. Das Regelwerk ist tatsächlich kurz, aber nicht kurz erklärt. Und man wird die ganze Zeit mit dem Erklärungsbogen da sitzen um die verschiedenen Aktionen auf dem Spielplan nachzuschauen. Aber es spielt sich sehr flüssig runter, eigentlich hat man jede Runde nur 4 Aktionen zur Auswahl, oder man startet selber eine Produktionsphase. Interaktion zwischen Spielern gibt es etwas, man kann sich auch angreifen, aber das ist nicht zu brutal. Es hat auch erhebliche Probleme, so ist es zwar ein Punkteoptimierer und man muss dauern Fragen beantworten, ob man jetzt Siegpunkte oder mehr Ressourcen haben will, aber gleichzeitig zerfällt jegliches Balancing bei den letzten 1-2 Auswertungen. Grübelt man anfangs noch ob jetzt 4 Punkte oder eine Ressource mehr besser sind, gewinnt man Ende jemand mit 290 gegen 150 Punkte. Es ist einiges an Glück dabei, was man so zieht, wo es so Punkte-Lieferanten gibt und so weiter. Wer also Spiele spielt um zu gewinnen, wird sich schnell veralbert vorkommen. Wem der Weg zur Endauswertung wichtiger ist, findet seinen Spass. Es gibt ständig was zu entscheiden, kleine Pläne im voraus zu machen und wieder zu werfen.
Die Version am Brett ist völlig 'überproduziert', in Pappe würde es vllt 25€ kosten, so sind es 80€, bzw mit der ersten Erweiterung 120€, dafür sind dann alle Karten nicht einfach nur aus Papier sondern wie imprägniert, es gibt bunte Plastikgebäude, es fühlt sich einfach gut an und es sieht gut aus. Gibts als beta Version auch auf der boardgamearena. (einmal solo probiert und ein 2er Spiel, funktioniert dort auch gut, auch wenn die tolle Optik der Gebäude wegfällt).
Im allgemeinen geht Terraforming Mars bei mir immer, das spiel ich weiterhin etwa einmal die Woche zu zweit oder zu dritt. Mechs vs Minions letzte Woche wieder gespielt - immernoch grandios. Spirit Island ist ebenfalls in meinen festen Kanon an tollen kooperativen Spielen aufgenommen worden. Auf der "dringend spielen Liste" steht aktuell Clank Catacombs und die Dune Imperium Erweiterung Immortality, sind beide vor 2 Wochen angekommen.
